Ausschnitt aus meinem Gemälde "Friedhof von St. Aposteln mit Blick zum Neumarkt”
Der Name Friedhof hat nichts mit Frieden zu tun, sondern bedeutet „umfriedeter Bereich“, sprich Kirchenasyl. Konnte sich ein Missetäter in diesen Bereich flüchten, stand er unter dem Schutz der Kirche und die weltliche Macht durfte ihn nicht antasten. Solange er in diesem Bereich blieb, war er geschützt. Die Toten wurden namenlos (Gott kennt deinen Namen) in Massengräbern beerdigt. Die Leichen wurden in einer Grube neben- und übereinander geschichtet, bis diese voll war. Dann wurde sie geschlossen und das nächste Grab ausgehoben. War man beim Schließen nachlässig gewesen, was oft der Fall war, wurden zum Beispiel nach starken Regenfällen Leichen freigelegt. Das wurde zwar nicht als störend empfunden, allerdings mussten die vielen freilaufenden Schweine und Hunde ferngehalten werden. Deswegen waren die Eingänge zum Friedhof durch „Knochenbrecher“ gesichert - das waren tiefe Gruben mit darüber liegenden Eisenrosten -. Diese waren für die Tiere nicht zu überwinden. Es gab eine Kirchenstrafe: Böse Sünder mussten sich eine gewisse Zeit - Stunden oder Tage - in diese Grube unter das Rost legen und jeder der darüber ging, konnte sie mit z.B. Sand beschütten oder sie bespucken. Der umfriedete Bereich war auch ein öffentlicher Raum. Es gab Prozessionen, Predigten, geistliche Schauspiele. Es gab Verkaufsbuden, evtl. einen Garten für den Pfarrer. Dazu fanden vergnügliche Spiele statt. Über allem lag wohl ein recht übler Verwesungsgeruch.
Ausschnitt aus meinem Gemälde "Friedhof von St. Aposteln mit Blick zum Neumarkt” Totenköpfe
Der Platzmangel auf den Friedhöfen machte es erforderlich, dass immer wieder ein älteres Gemeinschaftsgrab geleert wurde und die Knochen dann in ein Beinhaus gebracht und dort aufbewahrt wurden. Mitunter wurden die Knochen sortiert, die Schädel für sich, die Beinknochen usw. , meistens aber wurden die Gerippe wild durcheinander geworfen, was in Köln wohl die Regel war. Die Zurschaustellung der Toten hatte auch eine religiöse Funktion. Der Betrachter sollte an sein eigenes ungewisses Schicksal erinnert werden und Vorsorge für seinen eigenen Tod treffen. Rechts neben dem Beinhaus steht eine der Totenleuchten. Diese Lichter, abends entzündet, sollten die Geister, die wiederkehrenden Toten, fernhalten oder auch Dämonen bannen.
Ausschnitt aus meinem Gemälde "Friedhof von St. Aposteln mit Blick zum Neumarkt” Detail eines Totentanzes
Von 1347 bis 1352 wurde Europa von der Pest heimgesucht. Die Pandemie raffte in diesen Jahren etwa 30% der Gesamtbevölkerung dahin. Dieses Ereignis veränderte das gesamte soziale menschliche Zusammenleben. Ohnmächtiges Entsetzen und panischer Ängste befielen die Menschen. Es gab keine Sicherheit mehr. Indem man dem Grauen in Bild und Wort Gestalt gab, versuchte man es zu beschwören und zu beherrschen. Großflächige Bilder an Friedhofsmauern zeigten den tanzenden Tod, wie er alle Stände zwingt, mit ihm zu kommen. Der berühmteste dieser Totentänze befand sich in Basel auf der Mauer des Dominikanerklosters und zeigte auf 60 Meter Länge 39 tanzende Paare . Von 1431 bis 1448 von dem Maler Konrad Witz geschaffen, war er seinerzeit berühmt als "Der liebe Tod von Basel". Leider hat sich keines dieser Kunstwerke im Original erhalten. Es existieren jedoch aus früheren Zeiten farbige Abbildungen auf Papier. Ein Wortbeispiel zu dem Paar "Tod und Jungfrau" - hier links - dargestellt: Tod: Ach Jungfrau Euer roter Mund wird bleich jetzt und zu dieser Stund. Ihr sprunged gern mit jungen Knaben mit mir müsst Ihr ein Vortanz haben. Jungfrau; Ohweh wie gräulich hast mich gefangen. Mir ist all Mut und Freud vergangen. Zu tanzen glüst mich nimmermeh, ich fahr dahin, ade ade Überall gab es solche Totentänze, so wahrscheinlich auch in Köln. |