Siegfried Glos Ein Kölner Maler, ein Maler Kölns
Seine Familie wohnte in Köln Mehrheim und eigentlich sollte er in Köln-Kalk zur Welt kommen. Wegen der permanenten Fliegerangriffe wurde seine Mutter jedoch zur Entbindung nach Bensberg gefahren. Dort kam er am 20.03.1943 in einer Samstagnacht um 23.45 Uhr zur Welt. Beinahe wäre er somit ein Sonntagskind geworden. Wenn er von seinem abenteuerlichen Leben berichtet, kann man meinen, dass er zumindest den Optimismus und das glückliche Wesen eines Sonntagskindes mit in die Wege gelegt bekommen hat.
Sein Vater, der Musiker war, aber eigentlich lieber hätte Maler werden wollen, fiel im Herbst des gleichen Jahres in Russland, und so musste die Mutter ihn und seinen älteren Bruder alleine aufziehen. Er besuchte die Volksschule in Köln-Mülheim und absolvierte im Anschluss eine Lehre als Gas- und Wasserinstallateur. Nach Abschluss seiner Lehre mit 17 Jahren, trampte er drei Monate durch Schweden, Lappland und Finnland. Danach arbeitete er als Schlosser und Schweißer bis er ca. 19 Jahre alt war. In dieser Zeit kam er zum ersten Mal mit der Malerei in Berührung. Da er ein Auto besaß, bat ihn einer seiner Freunde, der an den Kölner Werkschulen studierte, um eine Ausfahrt, weil er in der Natur malen wollte. Bei der Gelegenheit ermunterte ihn der Freund, es doch einmal mit Aquarellmalerei zu versuchen. Offenbar entstanden vielversprechende Arbeiten. Seine Mutter meldete ihn – ohne sein Wissen - bei den Kölner Werkschulen an. Die Prüfung dauerte drei Tage. Von 150 Bewerbern wurden lediglich zwanzig zum Studium zugelassen. Er gehörte zu den glücklichen. Allerdings konnte er nur zu einem Probesemester zugelassen werden, da ihm die Voraussetzungen der durch das Abiturzeugnis bestätigten Hochschulreife fehlte. Nach einer bestandenen Nachprüfung und der erteilten Ausnahme-genehmigung durch das Kultusministerium konnte er von 1963 bis 1970 Malerei studieren, vornehmlich bei Prof. Dr. Otto Gerster. Während des Studiums heiratete er eine Kommilitonin (die Ehe wurde jedoch nach sechs Jahren wieder geschieden). 1968 machten sie eine dreimonatige Studienreise durch die USA, wo er die Stilrichtung PopArt kennenlernte, was für seine malerische Entwicklung ausgesprochen wichtig war. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich sich u.a. auch mit Aktmalerei, geschichtlich-politischen Themen, magischem Realismus.
Im Laufe seines Malerlebens musste er seinen Lebensunterhalt mit diversen anderen Tätigkeiten verdienen, u.a. das Überführen von schweren LKW von München, Ulm usw. nach Köln. Ab 1985 hat ca. 25 Jahre als freier Bühnenmaler für die ARD und andere Fernsehsender gearbeitet. 1989 hat er an einem Kinofilm mit gearbeitet. Er war als Architekt und Maler für die Herstellung der Bauten zuständig und musste geeignete Drehorte ausfindig machen. Dieser Film wurde für den Bundesfilmpreis 1990 nominiert. Auf Einladung des Regisseurs konnte er zusammen mit den Schauspielern an diesem glanzvollen Fest in Berlin teilnehmen.
Neben der Liebe zur Malerei, gab es auch seine Liebe zur Seefahrt. Das Wasser hatte ihn schon früh in seinen Bann gezogen. Als junger Mann war er Wildwasserfahrer. Später kam das Segeln, insbesondere das Hochseesegeln, als neue Leidenschaft dazu. Zweimal hat er den Atlantik überquert, jeweils auf der Route Karibik-Amsterdam, einmal auf einer 16 Meter Segelyacht, einmal als Crewmitglied auf einem Dreimaster. Im Laufe von 25 Jahren hat er viele europäische Küsten abgesegelt, teils als Crewmitglied, teils als Skipper.
Mitunter monatelange Reisen führten ihn nördlich bis zu den oberhalb von Schottland liegenden Orkney-Inseln oder bis Trondheim, Norwegen. Westlich ging es bis nach Cornwall, den Scilly-Islands, Irland. Südlich durch die Biskaya nach Spanien, Portugal, Gibraltar ins Mittelmeer und die Ostsee hat er auf befahren
Ab 1993 malte er ca. zehn Jahre Bilder einer imaginären Reise, Motto: Von der Stadt der Türme zum Zeitalter der Märchen. Es entstanden Gemälde von wunderbaren Fantasielandschaften in leuchtenden Farben, die alle Sinne ansprechen.
Ausstellungen fanden ausschließlich in seinem Atelier am Thürmchenswall statt.
Ab 1998 begann die Beschäftigung mit der Kölner Stadtgeschichte. Aus reinem Zufall. Er hatte etwas Farbe übrig und hat ein Bild der Scheiners nachempfunden, das 1882 abgebrochene Schaafentor, allerdings, weil er dunkelblau übrig hatte, als Nachtbild. Jakob Scheiner und sein Sohn Wilhelm hatten an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zahlreiche Aquarelle mit Kölner Motiven u.a. vielen Stadttore gemalt. Die meisten dieser Tore waren ihm vollkommen unbekannt. Ihm wurde bewusst, dass er vom mittelalterlichen Köln wenig Kenntnisse hatte.
Also begab sich auf Spurensuche und wurde Dauergast im Kölner Stadtarchiv, jenem Archivhaus am Waidmarkt, bei dessen Einsturz am 03.03.2009 zwei junge Menschen ums Leben kamen. Von den Mitarbeiterin des Archivs wurden ihm viele Bücher und Schriften vorgelegt, denen er wichtige Informationen über die Kölner Stadttore und die Mauer entnehmen konnte. U.a. legte man ihm ein 1884 erschienenes Werk über die Kölner Torburgen und Befestigungen vor. Diese Werk enthält Zeichnungen, Pläne, Grundrisse sämtlicher Stadttore, alles mit genauen Maßangaben versehen. Für ihn, so sagt er, das wichtigste Buch überhaupt. Durch das Studieren dieser Literatur kam ihm die Idee, das mittelalterliche Köln malerisch wieder entstehen zu lassen. Ohne das Kölner Stadtarchiv gäbe es den Zyklus „Das alte Köln“ nicht.
Was einst mit dem Nachempfinden eines Bildes begann, bestimmt heute sein malerisches Schaffen.
Im Jahr 2005 hat er im Polizeipräsidium Köln-Kalk seinen Gemäldezyklus „Das alte Köln“ ausgestellt. Allerdings waren es damals erst ca. 35 Bilder. Nach der Ausstellung hat er jedoch begonnen, sämtliche Bilder noch detaillierter und naturgetreuer zu gestalten. Zwischenzeitlich sind 53 Bilder fertiggestellt.
Sein großer Herzenswunsch wäre es, dass das Werk zusammenbleibt und hofft, dass eine Kulturstiftung oder eine kulturellen Institution Interesse daran bekundet und auf die eine oder andere Weise dazu beiträgt, seinen Wunsch zu erfüllen.
Köln, den 01.06.2015 Zusammengestellt aus verschiedenen Zeitungsveröffentlichungen und ergänzt:
Ursula Prengel-Paschedag
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